Fotos: (TSD/Patrick Lux)
Von der Zimmerei spaltete sich seit dem 12. Jahrhundert die Tischlerei ab. Es ist somit ein altes und angesehenes Handwerk. Und es ist so jung wie Gegenwart und Zukunft.
Der Tischler sucht mit seinen Kunden die individuelle Lösung in jedem Einzelfall. Er „möbelt“ im wahrsten Sinne des Wortes die Lebensräume unserer Gesellschaft auf und trägt dazu bei, dass die Menschen sich durch die Erfüllung ihrer ganz speziellen Einrichtungswünsche wohlfühlen.
Die Meisterhand des Tischlers prägt Räume, Wohnungen und Häuser, Läden, Praxen, Büros und Verwaltungsbauten, Kirchen und Museen, Hotels und Sportstätten und vieles mehr. Der Entwurf im Innenausbau wird gerade durch die Einzelfertigung ein schönes Stück Individualität.
Unikat contra Uniformität. Damit auch wirklich jedes Stück ein Meisterstück ist
Unsere Flyer und Poster der Innug Stade
Traumberuf Tischler
Eine Lehre im Tischlerhandwerk ist für viele der Einstieg zum Traumberuf. Gestalten und Einrichten mit Holz ist die Kompetenz des Tischlers seit je her, die Handhabe modernster Materialien und
rechnergestützter Fertigungsabläufe die Weiterentwicklung des Berufsbildes.
Seine besondere Befähigung und Vielseitigkeit beweist der Tischler, wenn es um die individuelle Einrichtung von Wohnräumen, die Ausstattung von Gebäuden mit Energieschutz oder mit
einbruchhemmenden Fenstern und Türen geht. Die Qualität muss ebenso stimmen bei der Einrichtung repräsentativer, kultureller Einrichtungen wie Kirchen, Theater ect.
Die Voraussetzungen
Wer Tischler werden möchte, sollte Interesse an rechnerischen, technischen Aufgabenstellungen und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben. Drei Jahre Lehrzeit qualifizieren durch
Berufsschule, betriebliche Praxis und überbetriebliche Lehrveranstaltungen zu einer modernen Berufsbasis.
Und nach der Lehre?
Die Perspektive auf gut bezahlte Facharbeitspositionen ist ebenso geboten wie die Chancen auf Führungspositionen in größeren Betrieben. Durch Weiterqualifizierung und Ablegen der Meisterprüfung
eröffnet sich die Möglichkeit zur Selbstständigkeit oder zum Betriebsleiter als angestellter Meister. Nicht selten sind Designer oder Architekten „gelernte Tischler“.
Fotos: (TSD/Patrick Lux)
Der Obermeister und stellvertretender Kreishandwerksmeister im Gespräch
Es gibt keine offiziell bestätigte Zahl derer, die als Handwerker in die industrielle Branche wechseln. Sie nutzen den handwerklich erlernten Beruf als Sprungbrett um direkt oder indirekt über Leiharbeitsfirmen an die beliebten Arbeitsplätze der großen Industriebetriebe zu gelangen. Meist geht der Plan auf – die solide ausgebildeten Handwerker aus dem Mittelstand sind beliebt. Doch warum geht knapp ein Drittel nach einigen Jahren wieder den Weg zurück ins Handwerk?
Im Gespräch dazu Obermeister und stellvertretender Kreishandwerksmeister Jörg Klintworth
„Zuerst einmal sind die Industrie und das Handwerk keine Konkurrenten, sondern Partner und arbeiten auf vielen Ebenen wirkungsvoll zusammen. In Zeiten des Fachkräftemangels sind beide Branchen auf Nachwuchsmarketing und Arbeitsnehmermanagement angewiesen. Generell bieten beide Arbeitnehmer einen anderen Nährboden für ihre Arbeitnehmer.
Die Nährböden unterscheiden sich wodurch genau?
„Generell ist die Industrie anonymer aufgestellt, wohingegen der mittelständige Handwerksbetrieb meist ein Familienunternehmen ist und familiäre Strukturen
auch zum Mitarbeiter gelebt werden. Die Zusammenarbeit ist persönlicher und natürlich sehr nah am Endkunden. Der Industriemitarbeiter sieht meist nur einen kleinen Teil des gesamten Produktes,
der Tischler ist vom Produktionsanfang bis zum -ende dabei.
Warum zieht es besonders junge Leute in die Industrie?
Es winkt ein Job ohne Überstunden, anonymes Betriebsklima, attraktive Konditionen und am Ende eine ganze Menge mehr Lohn, der die möglichen Grenzen der
Handwerksbetriebe bei weitem übersteigt, selbst wenn bereits viele Tischlerbetriebe ihre Mitarbeiter nach gesetzlichen Tarif entlohnen. Am Anfang freuen sich die jungen Tischler riesig, einen
Arbeitsplatz in der Industrie erbeutet zu haben. Besonders als junger Mensch lockt das viele Geld. Da nimmt man auch den Schichtdienst gerne in Kauf.
Warum kommt denn knapp ein Drittel der Industriellen wieder zurück ins Handwerk?
Als stellvertretender Kreishandwerksmeister stehe ich im engen Kontakt zu allen Innung der Kreishandwerkerschaft Stade und kann aus Erfahrung berichten: So
verlockend der Arbeitsplatz der Industriellen ist und immerhin zwei Drittel ihr Glück bei den „Großen“ finden, schlägt die monotone Arbeit einigen schnell aufs Gemüt. Langeweile sei die größte
Herausforderung. Schnell käme man in einen Trott, wird unzufrieden und sucht in seiner Freizeit Aktivitäten, die einen wieder ausfüllen. Irgendwann sei dann endgültig Schluss. Die jungen
Handwerker orientieren sich dann an neuen Herausforderungen.
Die Rückkehrer gehen dann wie gewohnt in ihren alten Beruf zurück?
Willkommen sind alle, die Handwerk im Herzen tragen. Die Meisten suchen eine neue Herausforderung, bilden sich weiter zum Meister oder technischen Zeichner. Viele werden dann ihr eigener Chef oder gehe nochmal studieren. Die Rückkehrer beweisen, dass eine zufriedenstellende Arbeit im Leben eines Menschen wichtiger ist, als verhältnismäßig viel Geld zu verdienen.
Aber Geld scheint eine sehr wichtige Rolle im Leben der jungen Handwerker zu spielen?
Im Handwerk zu arbeiten bedeutet nicht, Träume aufzugeben. Ganz im Gegenteil. Mit dem tariflichen Lohn erfüllen sich unsere Mitarbeiter selbstverständlich ihren Traum vom Haus, Auto, Familie oder Reisen. Zudem hat jeder die Möglichkeit sich weiter zu bilden oder zu spezialisieren und somit mehr Chancen auf eine andere Gehaltsklasse zu bekommen. Weiterhin ist zu beobachten, dass die jungen Handwerker/innen nach Kreativität streben, eigene Ideen entwickeln und umsetzen möchten, weiterkommen wollen und gerne positives Feedback von Kunden und Kollegen bekommen.
Man sollte, egal in welcher Branche, stolz auf sich und das was man geleistet hat sein – und das ist und bleibt am Ende unbezahlbar!