Prämierung: Die Gute Form Frühjahr 2019

Jobelmann-Schule Stade, 4. März 2019. Zum 29sten Male feiert der Tischlernachwuchs den Wettbewerb „Die Gute Form“. Knapp 150 Besucher schauten zu, wie Sebastian Albers, Luca Timmermann und Niclas Witt ihren Erfolg als Sieger ihres Jahrgangs feiern duften. Rekordverdächtig, neben der langjährigen Partnerschaft der Ausrichter, auch die Teilnehmerzahl an dem Wettbewerb: 47 liebevoll gestaltete Möbelstücke stehen im Lichthof der BBS noch bis zum 17. Mai in der diesjährigen Ausstellung.


Mehr Bilder und in höherer Auflösung finden Sie hier: 

https://drive.google.com/open?id=1BR7NRRjh8tjvY19mfl6zUE9IYRCqXg-b

 


Jurymitglied und Festredner Peter Kühn (Theaterregisseur, Sprecher und Künstlerische Leitung und Geschäftsführung der Seminarturnhalle Stade) bezeichnete die Stücke als „ausgesprochen vielversprechend“, und empfand es als Vergnügen und Genuss, die Werkstücke sehen und begutachten zu dürfen. „Alle haben sich der guten Form bedient und ihr eine persönliche Note gegeben, das sei mutig“, denn die eigene Kreativität einem Publikum zu präsentieren und zur Bewertung frei zu geben, sei nicht leicht, so Kühn.

 

Deshalb freut sich auch Innungsvertreter Jörg Kresken über die hohe Teilnehmerzahl. „Das ist nicht nur eine erste Generalprobe für das Gesellenstück, es ist ein Testlauf für eigenverantwortliche Arbeit von der Idee bis zur Fertigstellung. Mit der Teilnahme am Wettbewerb habt Ihr euch alle einer ersten Weiterbildung unterzogen und könnt dies als Qualifizierung mit in eure Bewerbungsmappen heften“, resümierte Kresken und schlussfolgert weiter: „…. denn jeder Innungsfachbetrieb wisse um die Bedeutung des traditionellen Wettbewerbs.


Upcycling stand in diesem Jahr hoch im Kurs. Neben der Wiederverwendung bereits gebrauchten Materialien, wurden viele Werkstücke mit Harz (Epoxidharz) veredelt. Mit diesem Füllstoff lassen sich Risse, Schäden, Astlöcher oder ganze Teile wieder miteinander verbinden. „Ein Trend, der seit knapp einem Jahr Einzug hält und das Gut der Nachhaltigkeit mit Design verbindet“, so Kresken.


Die Drei Sieger

Wenn das Tischlerherz in der Brust schlägt…

Die drei Sieger ihres Jahrganges Luca Timmermann, 2tes Lehrjahr Tischlerei Sieg mit einem Beistelltisch / Mitte Niclas Witt, 3tes Lehrjahr Tischlerei Schmorl mit einem Nachtschrank / rechts Sebastian Albers BFS Holztechnik 1tes Lehrjahr mit seiner Schatulle.

 

Niclas Witt stellte sich der Herausforderung nun bereits zum dritten Male und heimste 2019 den Sieg in seinem Jahrgang ein. Er arbeitete das erste Mal mit einem Baumstamm als Teil eines Möbelstückes und konstruierte um ihn herum seine Idee. Als Nachtschrank findet das Möbel zukünftig Platz neben dem Bett und bietet Platz für alle wichtigen Utensilien, wie Handy, -Uhren- oder Brillenablagefläche. Der junge Tischlerazubi plant seine Zukunft mit dem Handwerk: „Ich bin sehr glücklich in meinem Beruf, nach der Ausbildung möchte ich als Geselle noch viel Holz verarbeiten und Kunden glücklich machen.“. Er lernt im Innungsbetrieb Tischlerei Schmorl in Hollern-Twielenfleth.

 

Ebenso glücklich ist Luca Timmermann als Tischlerlehrling im zweiten Lehrjahr beim Innungsfachbetrieb Sieg in Buxtehude: „Das ist der perfekte Mix aus allem was das Tischlerherz begehrt - ob auf der Baustelle oder in der Werkstatt.“ Timmermann entschied sich nach der Oberschule am Gymnasium gegen das Abitur und für eine Lehre im Handwerk. „Kein Abiturstress mit G8, eigenes Geld verdienen, was schaffen und mit der Ausbildung und eventuell dem Meister einen anerkannten und genauso guten Abschluss zu haben“, das hätte den jungen Tischler überzeugt. „Als Tischler kann man alles machen und irgendwie bleibt man einfach hängen – der Beruf macht am Ende des Tages einfach glücklich“. Mit seinem Beistelltisch überzeugte er die vierköpfige Jury und setzte sich an die Spitze seines Jahrganges.

 

Das erhofft sich auch Sebastian Albers, der im ersten Berufsfachschuljahr an der BBS seine Lehre absolviert. Der Sieger des ersten Lehrjahres ist derzeit in mehreren Bewerbungsverfahren bei Ausbildungsbetrieben und hofft: „Eine Entscheidung soll in den nächsten zwei Wochen fallen – vielleicht kann mein Erfolg im Wettbewerb nochmal die ein oder andere positive Entscheidung bringen.“ Der junge Handwerker kommt aus einer Tischlerfamilie, Vater und Großvater haben ebenfalls im Tischlerhandwerk gelernt und gearbeitet.

 


Die Jury 2019

 Jurymitglieder waren

  • Johanna Meyer, Tischlergesellin und Studentin Berufsschullehramt
  • Svenja Wittmann, Tischlergesellin und Studentin Berufsschullehramt
  • Susanne Helfferich, Redakteurin beim Stader Tageblatt
  • Peter Kühn, Theaterregisseur, Sprecher und künstlerrische Leitung und Geschäftsführung der Seminarturnhalle Stade

In Kooperation mit der Jobelmann-Schule richtet die Tischler-Innung Stade in den Hallen der Jobelmann-Schule den Wettbewerb, die Prämierung und Ausstellung „Die Gute Form“ aus. Individualität und Ideenreichtum würden in dieser Etappe der Ausbildung besonders gefördert.

 

Eine Jury beurteilt nach Gestaltung, Formgebung und Design – ganz nach den Vorstellungen späterer Endkunden. Was im Schnitt am besten gefällt heimst den Sieg ein. „Tischler haben heute einen besonderen Vorteil in einer Welt voller Industrialisierung und Fließbandprodukten: Individuelle Lösungen zu schaffen, die Natur und Funktionalität mit neuester Technik verbindet“, so Lehrlingswart Ricardo Schmorl.

 

Da überrascht es nicht, dass viele Wettbewerbsstücke nicht nur besonders formgebend, sondern auch besonders hilfreich sind. „Die jungen Tischler bauen zweckgebunden und leistungsorientiert – Schlüsselbord, Garderoben, Kinderspielzeuge, Wäschebutler, Nachtschränke und Schreibtische“, so Organisationsleiter der BBS Frank Beese.


Die Meister auf dem Treppchen

Impressionen

Von der Stange gibt es hier wirklich nichts: eine Kinderwippe, Tee-Karussell, Garderoben, Nachtschränke oder Wäschebutler– was von Tischlern gemacht ist, findet man in Möbelhäusern nicht. „Zu lernen, sich von dem Mainstream abzusetzen, Trends trotzdem mit einfließen zu lassen, Kundenwünsche planen und individuelle Lösungen schaffen – „Die Gute Form“ ist die Generalprobe für die Zeit nach der Ausbildung“, erläutert Lehrlingswart Ricardo Schmorl.

 

47 Teilnehmer, aus 19 Betrieben, davon 12 Schüler der Jobelmann-Schule Stade haben am Wettbewerb teilgenommen. Sie mussten sich der Jury stellen, eine Fertigungszeichnung, Stückliste und ein Arbeitsablaufplan abgeben – „…auch der Papierkram gehört zum Job dazu“, so Berufsschullehrer Frank Beese.

Schuldirektor Rainer Albers und Innungsvertreter Jörg Kresken begrüßten die knapp 100 Gäste vor dem Glasfoyer der Jobelmann-Schule in Stade. Er ließ die letzten 29 Jahre Kooperation Revue passieren.

 

Ebenfalls Gast auf der Veranstaltung war Kai Trabandt von der Firma Eisen-Trabandt Stade, der schon viele Jahre Sponsor der Preise für die ersten Plätze ist.

 

Besondere Beachtung fanden die Worte des Festredners und Jurymitglied Peter Kühn. Er bezeichnete die Stücke als „ausgesprochen vielversprechend“, und empfand es als Genuss, die Werkstücke sehen und begutachten zu dürfen. Er stellte sich die Frage „was ist die Form – was ist die gute Form?“ streng genommen sei auch das Unförmige eine Form. Er fand erste Antworten im Herkunftswörterbuch und damit auch die Brücke zu seiner Kunst: Die Form eines Gedichtes ist das Sonett. Daraufhin zitierte er Robert Gernhardt. Philosophisch, ironisch versuchte Kühn damit zu zeigen, welche Herausforderung es sein müsse, die gute Form zu bedienen und etwas sehr persönliches mit einfließen zu lassen um die gute Form zur eigenen Form und zur eigenen Interpretation zu machen.

Von insgesamt 15 Teilnehmern in der Kategorie „3. Ausbildungsjahr“ belegte Niklas Scholten vom Innungsbetrieb Manfred Hölting, Burweg mit seinem Schreibtisch den zweiten Platz. Knapp geschlagen geben musste sich Jan Luca Voß mit einem Schreibtischaufsatz von der Innungs- Tischlerei Meyer Stade-Bützfleth, der den dritten Platz belegte.

 

Den zweiten Platz konnte sich Katja Funcke vom Innungsbetrieb Rehmke mit Ihrem Butler sichern. Über einen Gutschein für den dritten Platz des zweiten Lehrjahres konnte sich Azubine Marinka von Salzen vom Innungsbetrieb Tischlerei Ropers sichern.

 

Die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule Holztechnik der Jobelmann-Schule in Stade, die damit ihr erstes Ausbildungsjahr absolvieren, haben in diesem Jahr die Vorgabe „Schatullen“ kreativ umsetzen müssen. Eine Vorauswahl von 12 Stücken wurde getroffen, diese durften sich der „Gute Form“ Jury stellen.

 

Hinter Sieger Sebastian Albers setzten sich auf Rang zwei Aman Hassani, dicht gefolgt von Dennjo Steffen.

 

Die Möbelstücke sind nun noch bis zum 17. Mai 2019 in der Jobelmann-Schule ausgestellt und von Montag bis Freitag von 8.00 bis 17.00 Uhr in der Schule zu besichtigen. Später dürfen dann noch einige Stücke bei Eisen Trabandt in Stade zur Schau gestellt werden.